Das Future Lab bringt vom 19. bis 22. Februar 2026 frischen Tech-Wind ins Schubert Theater: mit der Wien-Premiere von “Let’s play I’m old and tired”, der Uraufführung von Pinocchio {RE:boot}, einem AR-Workshop zum Selbstausprobieren und den beliebten Future Talks. Ein Festival für alle, die wissen wollen, wie Bühne, Körper und künstliche Intelligenz gemeinsam Zukunft bauen.
Festivalauftakt mit Wien-Premiere
Das Future Lab startet mit einem Knall – genauer gesagt mit der Wien-Premiere von “Let’s play I’m old and tired” vom mehrfach ausgezeichneten Kollektiv TOTAL REFUSAL und dem Theater im Bahnhof. Die Gruppe dekonstruiert Gaming-Realitäten, Alltagsmüdigkeit und gesellschaftliche Ermüdungserscheinungen mit gewohnt bissigem Witz, politischem Scharfsinn und virtuoser Theaterenergie. Ein Startschuss, der das Festival gleich mitten in die Frage führt, wie wir heute leben, spielen – und erschöpft funktionieren.
TOTAL REFUSAL und das TiB erschaffen live einen ungewöhnlichen Avatar: einen müden, ausgebrannten Helden, der in der Videogame-Wildnis Ruhe sucht. Statt jugendlichem Aufstiegstraum zeigt er die Erschöpfung einer überreizten, leistungsfixierten Gesellschaft. Was passiert, wenn ein Avatar alt, entscheidungsschwach und motivationslos wird – zu müde für Quests, aber vielleicht gerade darin radikal?
Processing Pinocchio – Eine KI, ein Roboter und das echte Leben
Wann bin ich ein Mensch? Wo beginnt echtes Leben? Und macht Bewusstsein tatsächlich frei? Diese alten Fragen erhalten im Schubert Theater ein neues Update: Processing Pinocchio knüpft an die KI-Experimente des Hauses aus dem Jahr 2019 an. Damals begegnete das Ensemble dem Sprachmodell GPT-2 – heute tritt es in Dialog mit der zweiten Generation von KI, ChatGPT. In einer hybriden Theaterform spiegeln sich Mensch und Maschine, verzahnen Figurentheater mit interaktiver Technologie und erschaffen einen poetischen Denkraum zwischen Code, Körper und Kunst. Die berühmte Geschichte des hölzernen Jungen wird zur Versuchsanordnung über Sprache, Identität und die gemeinsame Imagination von Menschlichkeit.
Workshop „Puppe zu Pixel“ – Erweiterung der Realität
Das Artificial Museum lädt zu einem hands-on AR-Workshop ein: Mit dem hausinternen Online-Editor Artificial LAB gestalten Teilnehmende – ob Anfänger*innen oder Fortgeschrittene – eigene 3D-Werke und setzen sie spielerisch in Augmented Reality um. Ein idealer Einstieg für alle, die Kreativität gerne mit Zukunftstechnologie mischen. Schnappt euch euren Laptop und erweitert den öffentlichen Raum! Die Werke werden am 22. Februar als AR-Spaziergang präsentiert.
Abgerundet wird das Festival von den beliebten Future Talks: Künstler*innen, Forscher*innen und Tech-Expert*innen diskutieren über Bedingungen der Bühne von morgen, hybride Theaterformen und die Frage, wie Kunst und KI sich gegenseitig befeuern. Vom Team „Let’s play I’m old and tired“ sprechen wir nach der Vorführung mit Regisseurin Monika Klengel (TiB) und dem Team von TOTAL REFUSAL. Direktor und Regisseur Simon Meusburger sowie ChatGPT werden nach der Premiere von „Processing Pinocchio“ Fragen beantworten, und auch das Leading Team vomArtificial Museum Litto und Jascha Ehrenreich werden einen Talk zu ihrer spannenden Arbeit geben.
Kartenreservierungen bitte über den Spielplan:
FACTS
Wann: 19.-22. Februar 2026 Wo: Schubert Theater Wien, 1090, Währinger Straße 46 Wer: Theater im Bahnhof (Graz) & Total Refusal, Artificial Museum & Ensemble des Schubert Theaters Was: analoge Theaterstücke mit digitalen Gaming-Inhalten und KI-Experimenten; Augmented Reality-Workshop & AR-Spaziergang; Future Talks Preise: Ticketpreise zwischen 15-25 Euro, 2-tägiger AR-Workshop: 90 Euro Anmeldungen:info@schuberttheater.at
2019 entstand ein außergewöhnliches Experiment: Mit einem der ersten frei zugänglichen KI-Sprachmodelle ließen wir das Märchen Pinocchio neu erzählen – roh, naiv, poetisch verstört und voller maschineller Logikfehler. Sechs Jahre später kehren wir in das Pinocchio-Labor zurück und treffen auf die nächste KI-Generation, die längst anders spricht, denkt und fühlt. “Processing Pinocchio“ ist eine Reise durch die Entwicklung von KI, ein Märchen-Update, ein Schöpfungsritual und eine Einladung, über die Zukunft nachzudenken, die wir uns gerade selbst erschaffen.
Märchen trifft auf Technologie
Zwischen Märchenfragmenten und digitaler Illusion entsteht ein Dialog zwischen den zwei Generationen künstlicher Intelligenz. Die zentrale Frage kristallisiert sich deutlich heraus: Was bedeutet es, ein “echtes“ Wesen zu sein, wenn Maschinen beginnen, uns zu spiegeln? Der real drohende Verlust und der im Märchen erwünschte Traum von Wahrhaftigkeit, Glaubwürdigkeit und Menschlichkeit wird zum poetischen Zusammenspiel von Puppe und KI über Bewusstsein, Schöpfung und die Sehnsucht nach Authentizität.
Fortschritt und Widerspruch
Regisseur Simon Meusburger entwickelte 2019 mit “Projekt Pinocchio” mit dem damals frisch gelaunchten Generative Pre-trained Transformer 2, kurz GPT-2, von OpenAI ein einfühlsames Werk über die Möglichkeiten, aber auch Grenzen von KI-Sprachmodellen. Störungen und Bugs im System waren für die Bühne dramaturgisches Gold, und der Name GPT-2 erinnerte an Meister Geppetto, Pinocchios “Schöpfer”. Das Sprachmodell war ein Meilenstein, auch wenn man noch nicht recht wusste, wie es tatsächlich einzusetzen ist. Doch auch Ängste waren von Anfang an dabei, die mit der modernen, verbesserten Chat-Bot-Version noch existenzieller greifen. Missbrauch, Lügen, Rassismus, alles Schlimme der Welt, vor dem wir Pinocchio beschützen wollen, spiegelt sich in der Database der KI wider. Wie können wir unseren kleinen Roboter – und uns – vor uns selbst retten?
Harmonische Symbiose aus Literaturklassiker und moderner Technologie
Auch im Folgewerk “Processing Pinocchio”, das am 20. Februar 2026 beim „Future LAB“ Premiere feiert, wird der Künstlichen Intelligenz auf den Zahn gefühlt: Fragen über Ethik und Regulierung, Grenzen und Privilegien sowie philosophische Thesen über Mensch und Menschlichkeit müssen mit dem Fortschritt der Technologien neu verhandelt und geprüft werden. Bereits mit GPT-2 warnte Jack Clark, damaliger Leiter der Grundsatzabteilung von OpenAI, “Die Regeln, nach denen man Technologie kontrollieren kann, haben sich grundlegend geändert.” Simon Meusburger und sein Team nähern sich diesen Fragen gekonnt künstlerisch-verspielt, in einer bildstarken aber zarten Inszenierung, die einen Klassiker der Literatur überraschend harmonisch mit moderner Technologie verbindet.
Premiere: 20. Februar 2026
21., 22. & 28. Februar, 2. März, 14. & 15. April
Weitere Termine folgen und werden zeitnah im Spielplan freigeschalten.
Mit
Stefanie Elias, André Reitter und Markus-Peter Gössler
Regie & Bühne: Simon Meusburger
Text: nach Motiven Carlo Collodis mit ChatGPT erarbeitet
Figurenbau: Michaela Studeny, Stefan Gaugusch
Projektleitung & Kostüm: Lisa Zingerle
Eine Produktion des Schubert Theater Wien. Unterstützt durch
Für die Erweiterung der virtuellen Galerie VDonaukanal – das Projekt und die App nennt sich ab 2025 K1 ARt – erarbeiteten wir eine virtuelle UR-VENUS aus dem Projekt von theater margret. Inspiriert von den unterschiedlichen, zeitgeschichtlichen Meinungsprojektionen auf die kleine Statuette der Venus von Willendorf, pointiert zusammengetragen von Almut Schäfer-Kubelka, wurde die von Odile Pothier gebaute Puppe 3D-gescannt und von Dagmar Schürrer in ein Augmented-Reality-Kunstwerk weiterentwickelt.
Eine Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Die Venus von Willendorf ist mehr als nur eines der bedeutendsten Artefakte aus der Altsteinzeit – sie ist eine Verbindung, ein Brückenschlag zwischen den Menschen von vor 30.000 Jahren und uns heute. Doch trotz ihrer archäologischen und kulturellen Bedeutung ist sie auch ein Objekt, das durch die Jahrhunderte von unterschiedlichsten Sinndeutungen geprägt wurde. Das AR-Erlebnis macht die wechselnden Interpretationen der “Venus” greifbar und regt zugleich die Zuschauer:innen dazu an, über die kulturellen Prägungen und Vorurteile nachzudenken, die unsere Wahrnehmung beeinflussen.
Damit entfaltet sich eine kritische Topografie digitaler Feminität, verankert in der ikonischen Figur. Die „Venus“ dient als Projektionsfläche für patriarchale Prägungen, feministische Deutungen und moderne Körperdiskurse. Das AR-Artefakt befindet sich in stetigem Wandel, während es unaufhaltsam durch die Geschichte und in die Zukunft eilt.
Die Venus als „Porno der Steinzeit“: Frühzeitige patriarchale Deutungen
Kurz nach ihrer Entdeckung 1908 wurde die Figur von den damaligen Archäologen und Wissenschaftlern schnell als „Venus“ betitelt – eine bewusste Anlehnung an die Göttin der Liebe und Schönheit aus der römischen Mythologie. Diese Benennung war kein neutraler Akt, sondern spiegelte die patriarchalen Vorstellungen jener Zeit wider. Der Fokus lag dabei auf den übertriebenen anatomischen Merkmalen der Figur – Brust, Hüften und Bauch –, die als Indiz für sexuelle und reproduktive Funktionen gelesen wurden. Manche Forscher gingen so weit, die Venus als eine Art prähistorisches „Sexsymbol“ oder gar als „Pornografie der Steinzeit“ zu deuten. Die Annahme, dass prähistorische Menschen sich vor allem von sexuellen Trieben leiten ließen, war stark durch die viktorianischen Moralvorstellungen und eine Projektion moderner Wünsche und Fantasien geprägt.
Die Venus als Symbol der Ur-Mutter und Fruchtbarkeit
In den 1960er und 1970er Jahren änderte sich die Sichtweise auf die Venus von Willendorf. In einer Zeit, die von der zweiten Welle des Feminismus geprägt war, wurde die Statuette zunehmend als Symbol der Ur-Mutter und Fruchtbarkeit interpretiert. Archäolog:innen und Anthropolog:innen begannen, sie nicht mehr durch die Linse patriarchaler Stereotype zu sehen, sondern als Ausdruck der Verehrung weiblicher Macht und schöpferischer Fähigkeiten. Die überzeichneten Körperformen wurden als Beweis für ihre Funktion als Fruchtbarkeitssymbol gelesen – möglicherweise ein Talisman für eine erfolgreiche Schwangerschaft oder ein Ritualobjekt, das das Überleben einer Gemeinschaft sichern sollte. Diese Sichtweise brachte eine stärkere Wertschätzung für prähistorische Frauen und deren Rolle in der Menschheitsgeschichte mit sich, blieb aber nicht ohne Kritik: Viele argumentierten, dass auch diese Interpretation eine Projektion moderner Werte und Ideologien sei.
Die Venus im Licht der Body-Positivity und Diversität
In der heutigen Zeit, geprägt von Diskursen über Inklusion, Body-Positivity und Diversität, hat die Venus von Willendorf erneut an Symbolkraft gewonnen. Sie wird nun häufig als Gegenentwurf zu unrealistischen Schönheitsidealen betrachtet und als Idol der Vielfalt weiblicher Körperlichkeit gefeiert. In sozialen Medien und Kunstprojekten wird sie als Ikone für Selbstliebe und Akzeptanz inszeniert. Manche sehen in ihr eine Rebellion gegen die von den Medien propagierten schlanken Schönheitsnormen, andere eine Erinnerung daran, dass Schönheit und Wert nicht von einem einzigen Ideal abhängen.
Zwischen Mysterium und Projektion: Was sagt die Venus über uns aus?
Trotz all dieser Interpretationen bleibt eines unbestreitbar: Die wahre Bedeutung der Venus von Willendorf ist ein Rätsel. Wir wissen nichts über die Intentionen der Menschen, die sie vor 30.000 Jahren schufen. War sie eine Fruchtbarkeitsgöttin? Ein Symbol für weibliche Macht? Oder einfach nur ein Kunstwerk ohne größere Bedeutung? Jede Interpretation – ob patriarchal, feministisch oder postmodern – ist letztlich ein Spiegel ihrer jeweiligen Zeit und Weltanschauung. Die Venus ist weniger ein Fenster in die Steinzeit als eine Leinwand, auf die wir unsere eigenen Vorstellungen und Fragen projizieren. Vielleicht liegt ihre größte Bedeutung darin, uns daran zu erinnern, dass Vergangenheit und Gegenwart untrennbar miteinander verknüpft sind – und dass jede Deutung letztlich mehr über uns als über sie aussagt.
Puppe von Odile Pointer für das Stück „Ur-Venus oder ur-nicht die Venus“, (c) Barbara Braun/ MuTphoto
Steinzeit trifft Smartphone: Warum die Venus in AR rockt
Ein AR-Erlebnis mit der Ur-Venus bietet einen einzigartigen Zugang zu diesem prähistorischen Artefakt, indem es Geschichte, Kunst und Technologie nahtlos verbindet. Anders als eine bloße Betrachtung im Museum ermöglicht AR, die Figur in ihrer räumlichen Dimension zu erleben und die verschiedenen Deutungsebenen immersiv zu erleben. Gleichzeitig regt AR dazu an, eigene Perspektiven einzubringen und die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart aktiv mitzugestalten.
Eröffnung „bridges“: 14.9.2025 in Sarajevo, am 30.9.2025 in Wien Website:Bridges
Team:
Idee & Konzept: Lisa Zingerle & Almut Schäfer-Kubelka
digital artist: Dagmar Schürrer
Puppenspiel: Almut Schäfer-Kubelka
Puppenbau: Odile Pothier
Projektleitung: Lisa Zingerle
Eine Zusammenarbeit von Theater margret und Schubert Theater Wien mit der Alsergrunder Kulturkommission für VDonaukanal/K1-ARt.
Mit VDonaukanal startete 2024 ein neues Projekt mit der Mission, den Wiener Donaukanal mit digitalen Realitäten zu einer virtuellen open air Kunstplattform zu erweitern, die das Zusammenspiel von digitalem und analogem Leben fördert. Mit der Zusammenarbeit und Förderung von „Kultur am Alsergrund“ entwickelten wir dafür das AR-Werk „Lady Bluetooth goes AR“ über Hedy Lamarr. 2025 gab es eine Umgestaltung von VDonaukanal in „K1-ARt“ und eine weitere Edition, „Bridges„, wofür das Schubert Theater mit einer weiteren Zusammenarbeit mit „Kultur am Alsergrund“ gemeinsam mit theater margret die „ProxyVenus“ erarbeitete. Beide Arbeiten wurden von der Digitalkünstlerin Dagmar Schürrer gestaltet.
Das Schubert Theater Wien heizt den Kulturwinter an: Mit der bissigen Habsburger-Trilogie, der Premiere von „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“, der Advent-Show „Puppen & Punsch“ u.v.m. gibt’s warmes Lachen und heiße Geschichten. Dazu das legendäre Repertoire von Würstelstand bis Weltgeschichte – Figurentheater für Erwachsene, frech, charmant und mitten im 9. Bezirk.
Für den musikalischen Adventkalender bei uns im Schubert Theater laden wir zu einem ganz besonderen Abend ein: Christoph Bochdansky, Meister des Figurentheaters mit einem unverwechselbaren Gespür für poetische Skurrilität, und das vielfach ausgezeichnete Wienerlied-Duo Die Strottern vereinen ihre Kräfte für ein exklusives Best-of. Über Jahre hinweg haben sie mit Produktionen wie Im Blut, Himmel und Hölle oder Nachtgesänge das Publikum verzaubert, zum Lachen gebracht und in tiefe, nachhallende Stille versetzt.
Nun kommen die schönsten, überraschendsten und eigenwilligsten Momente dieser Erfolgsstücke auf eine Bühne – ein Abend, der gleichermaßen vertraut und völlig neu ist. Erwartet werden nicht nur die bekannten und geliebten Puppen aus Bochdanskys Werkstatt, die mit feiner Hand und viel Witz zum Leben erweckt werden, sondern auch die unverwechselbare musikalische Handschrift von Die Strottern, die Wienerlied-Tradition mit Improvisation, Melancholie und augenzwinkerndem Humor verbinden.
Zwischen grotesken Szenen und feinsinniger Poesie entsteht ein magischer Sog, in dem sich Musik, Figurenspiel und Erzählkunst zu einem intensiven Theatererlebnis verweben. Das Zusammenspiel dieser drei Künstler ist ein seltenes Glück: charmant, virtuos, manchmal schräg, aber immer tief berührend.
Ein einmaliger Abend voller Charme, Witz und musikalischer Raffinesse – exklusiv im Schubert Theater und nur am 9. Dezember zu erleben.