Paulus Hochgatterer (Text), Simon Meusburger (Regie) und Manuela Linshalm (Spiel) setzten sich in einer ungewöhnlichen Inszenierung mit dem Komponisten Anton Bruckner auseinander, der im Stück gar nicht vorkommt. Wie sie sich dem oberösterreichischen Tonschöpfer nähern und welche Kollegen von ihm in seinem Stück vorkommen (Puppen: Soffi Povo), wird bei der Premiere am 9. Oktober 2024 zu sehen sein.
Zum Stück
Ein „Irgendwas“, ein „In-Between“, eine junge Punkerin wird wegen diverser Vergehen zur Leistung von einhundert Stunden Sozialdienst bei einer älteren Dame verpflichtet, die auf Grund ihrer Mobilitätseinschränkungen das Zimmer nicht verlassen kann. Die alte Frau liest Bücher, die die junge Frau nicht interessieren, und hört Musik, die für die Punkerin immer gleich klingt. Es stellt sich heraus, dass sich die ältere Dame durch ihren abwesenden Ehemann ihr ganzes Leben lang mit Anton Bruckner und seinen Symphonien, besonders seiner Siebten, auseinandersetzte. Nicht enden wollend scheinen die Lehren, die aus Bruckners Werk für ein korrektes Leben gezogen werden können. Und wie leicht ist man geneigt, etwas lächerlich zu finden, weil man Komplexität, Demut und Erhabenheit nicht erkennt. Doch schon bald merkt das Publikum ein Grauen, das unter der Glorifizierung liegt, eine Begrenzung des Horizonts in der Erklärung der Welt, ein Verteidigen einer unausgesprochenen Anklage. Obwohl sich die Junge nach Kräften dagegen wehrt, entspinnt sich eine Beziehung zur Alten. Zwei Frauen in unterschiedlichen Lebensphasen und mit konträren Vergangenheiten finden durch sich einen Neuanfang.
200. Geburtstag von Anton Bruckner
Anton Bruckner ist ein facettenreicher Solitär. Er ist ein kontroverser Einzelgänger, konservativ und revolutionär zugleich, ein janusköpfiger Komponist, der in verschiedene Zeiten und Richtungen blickt: zurück in die Musikgeschichte, die hinter ihm liegt, und vorwärts in die Moderne, der er den Weg weist. 2024 feiern wir gemeinsam mit dem Bruckner Haus und dem Posthof Linz den 200. Geburtstag von Anton Bruckner mit der spannenden Kooperation “Der schlafende Wal”.
Theaterstück von Paulus Hochgatterer
Spiel: Manuela Linshalm
Regie, Ausstattung: Simon Meusburger
Puppen: Soffi Povo
Eine Koproduktion zum 200. Geburtstags Anton Bruckners vom Bruckner Haus, Posthof – Zeitkultur am Hafen und Schubert Theater Wien Uraufführung: 9.10.2024 Posthof, Linz
weitere Vorstellungen Posthof Linz: 10. & 11.10.2024 Wien-Premiere: 16.10.2024, Schubert Theater Wien
weitere Vorstellungen Schubert Theater Wien: 17. & 18.10.2024, 22. & 23.11.2024, 19.12.2024
weitere Termine folgen
Willkommen in Astoria, wo alles aus Liebe gemacht ist und die Leute freundlich zueinander sind. Das Land der hohen Abgründe und klaren Sümpfe, mit umweltfreundlicher Erdölgewinnung und einer Arbeitslosenquote von 0 %. Genau, es ist fiktiv. Ein Hirngespinst, aufgebaut auf der Gier und Leichtgläubigkeit einiger weniger profitorientierter Besserverdiener*innen. Kilian Hupka, ein Landstreicher, der eher zufällig zum Mastermind hinter dem Trug wurde, gelingt mit Raffinesse, Humor und zum Schluss auch purer Verzweiflung, das Kartenhaus aufrechtzuhalten – doch für wie lange und für welchen Preis?
Der scharfzüngige Kommentar von Jura Soyfer auf eine Gesellschaft, die blind auf Profit baut, ist hochaktuell, obwohl er bereits 1937 entstand. Nach dem Erfolg des “Lechner Edi” ist “Astoria” das dritte Theaterstück aus seiner Hand. Mit gewohntem Feingefühl für gesellschaftliche Umbrüche zeichnet er vor, wie Hoffnungen und Sehnsüchte der Protagonisten durch Korruption und Unvermögen ein paar weniger Mächtiger zerstört werden. In den teils überzeichneten Charakteren erkennt man erschreckende Ähnlichkeit zu tagespolitischen Akteur*innen, wobei diese Zuspitzung eine wunderbare Grundlage bietet, die Geschichte mittels der schrägen Klappmaulpuppen des Schubert Theaters zu erzählen.
Zu Jura Soyfer: Soyfer wurde 1912 in Charkow (heute Charkiw, Ukraine) geboren und zog 1921 mit seiner Familie nach Wien, wo er den Großteil seines Lebens verbrachte. In Wien entwickelte er sich zu einem scharfsinnigen Beobachter der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit. Seine Werke greifen zeitlose Themen wie politische Korruption, gesellschaftliche Ungerechtigkeit und die Ignoranz und Untätigkeit der Menschheit angesichts existenzieller Bedrohungen auf. Soyfer war nicht nur literarisch aktiv, sondern auch politisch engagiert, besonders in der sozialistischen Bewegung, was ihn in Konflikt mit den Behörden brachte. Seine scharfe Satire und sein humanistischer Blick machen Soyfer zu einem zeitlosen Beobachter und Kritiker der menschlichen Gesellschaft, dessen Werke auch in der modernen Welt ihre Relevanz nicht verlieren und Künstler*innen weit über Österreich hinaus inspirieren. So war Soyfers “Der Weltuntergang” z.B. auch Vorlage für den Kinofilm “Don’t look up” von 2021.
Premiere: 1. Oktober 2024 Vorstellungen: 2., 3., 10. & 11. Oktober, 14. & 16. November Weitere Termine folgen. Dauer: ca. 90 Minuten
Karten können über den Spielplan reserviert werden.
Team: Mit: Angelo Konzett & Markus-Peter Gössler Text: Jura Soyfer Regie & Textfassung: Christine Wipplinger Texte der Gäste: Auszüge aus Loriots Bundestagsrede Puppen & Kostüm: Annemarie Arzberger Komposition & Live-Musik: Jana Schulz Kostüm: Lisa Zingerle Bühne: Angelo Konzett Lichtdesign: Marvin Schriebl, Simon Meusburger Produktionsleitung & Technik: Marvin Schriebl Assistenz, Foto & Video : Julia Braunegger
Eine Produktion des Schubert Theater Wiens. Unterstützt durch
Wenn wir mal anfangen zu stierln, sind wir so leicht nicht wieder aufzuhalten. Deswegen steht die Saison 2024/25 unter dem Motto “Schicht um Schicht II: Wir graben weiter!” Der Spielplan für September bis Dezember ist bereits für Reservierungen freigeschalten und ihr könnt jetzt schon durch eine erste Version des Saisonhefts als PDF blättern.
Euch erwarten einige Uraufführungen und Premieren mit faszinierenden Puppen und mitreißendem Spiel! So etwa “Astoria”, ein Wiener Juwel von Jura Soyfer in der Regie von Christine Wipplinger, Spiel: Markus-Peter Gössler und Angelo Konzett. Oder ein bochdanksy’scher “Faust” in der Regie von Simon Meusburger, Spiel: Christoph Bochdansky und Soffi Povo. Außerdem hat Paulus Hochgatterer zum Jubiläum von Anton Bruckner für uns ein Stück geschrieben: Manuela Linshalm erzählt in “Der schlafende Wal” mit Puppen- und Schauspiel eine berührende Geschichte, in der es um Bruckner geht, aber gleichzeitig Bruckner selbst gar nicht vorkommt. Die Uraufführung findet in Kooperation mit dem Bruckner Haus und dem Posthof in Linz statt. 2025 kommt es dann zum großen Finale im dritten und letzten Teil “Habsburger III: A Trauerspül”: Was ist übrig geblieben vom einstigen Glanz? Das Schubert Ensemble greift mit Autor Stephan Lack zum letzten Mal in die Habsburg-Schatzkiste und stürzt endgültig die Monarchie – oder etwa doch nicht? Mit Sarah Wissner gesellt sich außerdem eine neue Regisseurin in unseren Ensemblereigen. Viele haben ihr Gastspiel “Dark Trullala” beim Puppen sterben besser Festival 2022 gesehen, 2025 wird die junge Figurentheatermacherin ihr Debüt am Schubert Theater geben, mit der Produktion „hand made dictators“ angelehnt an Erich Kästners “Die Schule der Diktatoren”.
In unserem Blog-Beitrag könnt ihr mit einem „Deep Dive“ in das Saisonprogramm abtauchen.
Zwei exklusive Abende mit unserem majestätischen Ensemble für Erst- und Wiederholungsgäste der Habsburg-Trilogie: Wir zeigen Teil I am 17. und Teil II am 18. Juni mit anschließenden Audienzen bei Autor Stephan Lack und Regisseur Simon Meusburger sowie Puppenbildnerin Soffi Povo und Kapellmeister Markus-Peter Gössler. Wer zu beiden Abenden kommt, erhält den hoheitlichen Doppeladler-Erlass und spart sich über 1 Krone, oder 12 Euro!
17. Juni, 19:30 Uhr “A Vampirg’schicht” (Teil I)
mit anschließendem Publikumsgespräch mit Autor Stephan Lack und Regisseur Simon Meusburger >> Reservierung <<
18. Juni, 19:30 Uhr “A Liebeslied’l” (Teil II)
mit anschließendem Publikumsgespräch mit Puppenbildnerin Soffi Povo und musikalischer Leitung Markus-Peter Gössler >> Reservierung <<
Normalpreis 26 Euro, bei Besuch von beiden Abenden nur 20 Euro/Abend.
Sitzplätze können online zum Normalpreis reserviert werden. Der Rabatt wird bei Abholung/Bezahlung der Karten abgezogen. Keine Verpflichtung zu beiden Abenden, Aktionspreis gilt nur bei Besuch von beiden Abenden.